Wie an vielen Orten im Schwarzwald, so ranken sich auch in der Umgebung von Wildberg geheimnisvolle Geschichten und Sagen. Rätselhafte Begebenheiten und unerklärliches - die Erzählungen aus früherer Zeit bergen phantasievolle Geschichten.
Der Teufel auf der Gaisburg
(Aus der Link'schen Chronik von Gültlingen, Mitte des 18. Jahrhunderts)
In dem 5. Dezennio des 18. Sekuli ware auf diesem zerfallenen und zerstörten Burgstall noch ein steinernes Thürengestell zu einem Keller oder einem anderen Gewölb, oder einer Höhlen, zu sehen, Als einsmalen in gedachter Zeit bey 7 Knaben und Mägdlen von 12 bis 15 Jahren aus dem Seuzenthal ihr Vieh auf diesem Berg hüteten und aus Vorwits zu dieser Burg und dem gedachten Thüren-Gestell giengen, so sagte einer derselben, ein Dienstbub, vor der Höhle: Er getraute sich den Teufel zu bannen, wenn er wüßte, wo das Geld in diesem Keller wäre. Worauf sogleich ein schwarzes Männlein herfür kam und beide Arme nach denen Kindern ausstreckte, als wie wenn er solche umarmen wollte, welcher Anblick aber diese Knaben und Mägdlen über die Mauren und Felsen zur Flucht brachte. Diese Personen, welche jetzo erwachsen sind, behaupten noch wirklich dieses Gesicht als eine gründliche Wahrheit. Es ist aber dieses Gestell zu unserer Zeit nicht mehr zu sehen. Alte Leute haben schon seit etlichen Hundert Jahren erzehlet, daß der letztere Innwohner dieser Burg ein Straßen-Räuber und Mörder gewesen seye, und daß steinerne Staffeln von deß ehemalen sogenannten Tüfels-, hernach Stifelssteg über die Nagold biß in die Burg gelegen seyen.
Der Schlangenkönig
(Nach Ernst Wintergerst)
In der Nagold bei Wildberg badete oftmals eine Schlange. Ein Mann hatte beobachtet, daß sie jedesmal vor dem Baden ihre goldene Krone, die sie auf dem Haupt trug, ablegte. Eines. Tages stahl er die Krone und flüchtete ungesehen auf einen Baum. Als der Schlangenkönig den Raub gewahr wurde, rief er durch einen hellen schrillenden Ton mehr als hundert Schlangen zu Hilfe. Schlimm wäre es dem Dieb ergangen, hätten sie ihn entdeckt. So aber wuselten sie nur aufgeregt herum und suchten vergeblich die Krone; dann schlichen sie alle traurig wieder fort. Der Mann wagte sich lange nicht von seinem Baum herunter und konnte daher noch beobachten, wie der Schlangenkönig gegen Abend nochmals kam und auf der Stelle, wo er die Krone eingebüßt hatte, starb.
Das Wildberger Eckmännle
Es war einmal ein Bäck in Wildberg, den ritt der Teufel schon zu Lebzeiten, daß er seine Mitbürger durch schlechtes Messen und Wägen schädigte. Kein Wunder, daß der Teufel den Sünder, als er gestorben war, nicht aus den Klauen ließ, sondern ihn zwang, sich an der Eck ruhelos umherzutreiben. Erst jetzt lernte er einsehen, welches Unrecht er den Kunden zugefügt hatte. Es steckte aber doch noch ein guter Kern in ihm: denn nun paßte er auf, ob ein Zunftgenosse in Wildberg in den gleichen Fehler verfiel. Wenn er einen solchen bei dem Betrug erwischte, stand er plötzlich sichtbar vor ihm und rief dem Verdutzten zu: „Miss wohl wieg wohl, suscht goht Dr's au so!" - und weg war er. Sonst verhielt er sich still und ruhig. Manche Leute sahen ihn laufen, manche niocht. Einen Bürger, welcher ihn eines trüben Abends durch die untere Gasse gehen sah, plagte der Wunderfitz, daß er ihm nachrief: „Hättscht wohl gwoga ond gmessa, no hätt De der Duifel net bsessa". Da wuchs doch das Eckmannle an dem Fenster, aus welchem der freche Rufer herausschaute, blitzschnell hinauf und knallte ihm eine ins Gesicht, daß ihm alle Glocken läuteten. Eine ganze Stunde lang brachte der Mann seinen Kopf nicht mehr zum Fenster herein. Fortan rief niemand mehr das Eckmännle an. Inzwischen hat der arme Sünder auch die ewige Ruhe gefunden. Denn es gibt schon lange keine unehrlichen Bäcken mehr in Wildberg.
Der weinende König
Es geht das Gerücht, der König habe bei Besichtigung seines Landes auch Wildberg besucht und heftig geweint, daß ein so armseliges Städtchen zu seinem Königreich gehöre. An diesem Gerücht ist wahr, daß der König geweint hat, aber nicht über Wildberg, das ihm sehr wohl gefiel, sondern über die Nagolder, welche ihm sein schönes Wildberg so schlecht gemacht hatten.
Eine Version stammt aus der Zeitung "Schwäbischer Merkur" in der am 4. Februar 1886 zu lesen war: "Als König Friedrich die westlichen Provinzen seines Reiches bereiste, kam er auch in die gute Stadt Wildberg. Er besah sich die Stadt mit Verwunderung, der Adjutant berichtete ihm, daß dieselbe seit vielen hundert Jahren zu seinem Reiche gehöre. Da hub der stolze Herrscher an zu weinen, daß er auch eine solche Stadt in seinem Reiche habe..."
Die Mönche am Mönchsrain
Oberhalb des Klosters Reuthin finden sich 5 einzeln stehende große Fichten entlang des Osttraufs des Mönchsrains. Über sie geht die Sage, es seien zu Bäume erstarrte Mönche, die durch ihren allzu weltlichen Lebenswandel dazu verbannt wurden.
Der gekränkte Stadtschultheiß
Es ist schon über 100 Jahre her; der Titel Stadtschultheiß war noch neu und der Wildberger Inhaber dieses Titels trug ihn mit Würde, z. B. auch bei einer Dienstreise in die Residenz. Ein Fremder, welcher den Stadtschultheißen für einen gewöhnlichen Stuegerter hielt, fragte ihn - und glaubte dabei höflich zu sein: Guter, ehrlicher Mann, wo ist denn hier die Apotheke?" Unser Stadtschultheiß aber schrie ihn an: "I be koa guater ond ehrlicher Ma, i be dr Stadtschultes vo Wildberg!" und ließ ihn stehen.